DIU goes hybrid - Hybride Lehr- und Lernformate erfolgreich gestalten - Ein Erfahrungsbericht

14. Januar 2021

Wie können hybride Workshops und Lernformate erfolgreich gestaltet und moderiert werden? Wie das Engagement unter den Teilnehmern hoch halten? Wie könnte das perfekte Tech-Set aussehen? Welche Videokonferenz-Plattform und welche Tools für die Interaktionen können genutzt werden?

Mit unserem hybriden Seminarformat zum Thema “Corona-Update im Medizinrecht” zielten wir darauf ab, eine inspirierende Lernerfahrung zu schaffen, die das Lernen voneinander unterstützt und die Teilnehmenden auch in Diskussion miteinander kommen lässt.

Hilfreich ist in jedem Fall: ein angemessenes Set-up, kluge Moderation, eine gute Planung des Seminars und natürlich eine lernwillige Gruppe, deren Energie und Lernbereitschaft es freizusetzen gilt.

Was muss also hinter der Leinwand passieren, um erfolgreich ein hybrides Seminar auf die Beine zu stellen?

Kurze und knackige Beiträge
Selbst wenn ein Seminar inhaltsreich und interessant ist, lässt die Konzentration irgendwann nach. Es gibt verschiedene Faktoren, die das Phänomen der schnellen Ermüdung im virtuellen Raum erklären:

  1. Lästige Geräusche, die entstehen, wenn die eigene Stimme durch ein Mikrofon verändert wird oder Nebengeräusche, wenn Teilnehmer das Mikrofon nicht auf “stumm” geschalten haben.
  2. Menschen brauchen die Ebene der Metakommunikation. Handgesten, Zappeln und Mimik helfen uns in der Face to Face Kommunikation die Anderen besser zu verstehen. Diese Gesten sind jedoch in der virtuellen Umgebung, in der die Aufmerksamkeit auf dem gesprochenem Wort liegt, nur schwer auszumachen.  Unser Gehirn muss sich stärker konzentrieren, um Hinweise auf solche Gesten zu erkennen und das kann anstrengend sein.
  3. Darüber hinaus ist das konzentrierte Schauen auf einen Monitor über Stunden hinweg für die Augen sehr belastend.

Allein diese Argumente rechtfertigen, dass ein Online-Workshop so kurz und effektiv wie möglich gestaltet werden sollte, um die Konzentration der Teilnehmenden auf einem maximal hohen Niveau halten zu können.

Weniger wichtige Inhalte können ausgelassen oder  einfach weniger Zeit für jede einzelne Aktivität aufgewendet werden. Und das alles in einem dynamischen Tempo und unterbrochen durch häufige kurze Pausen, in denen alle bestenfalls einmal aufstehen, sich bewegen und vor allem die Augen ausruhen können.

Engagement der Teilnehmer
Sind wir mal ehrlich: So ein Online-Seminar ist nur einen Klick von der nächsten E-Mail, einer aufblinkenden Notification oder einem Chatfenster entfernt. Wie also das Engagement der Teilnehmenden hoch halten?
Eigentlich ist es ganz leicht. Man benötigt den richtigen Inhalt für die richtigen Leute und zwischendurch kleine “Muntermacher”.
Hier ein paar Tipps aus unserem Erfahrungsschatz:

  1. Energieniveau erhöhen.
    Die Speaker sollten online noch viel energischer sein. Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie sich viel bewegen, sondern dass Sie mit Ihrer Stimme und Sprache spielen sollen. Ist die Stimme sehr gleichtönig und variiert auch die Lautstärke kein bisschen, sind die Teilnehmenden schnell ganz woanders.
     
  2. Jeder sollte alles sehen können.
    Vom Techniksupport wurden jeweils Spotlights auf die Speaker gesetzt, Präsentationen freigegeben und die Kamera geschwenkt, so dass die virtuellen Teilnehmer:innen immer einen guten Blick auf das Geschehen vor Ort hatten. Auch das ermutigt die Teilnehmer, präsenter und aktiver zu sein, so wie in einem “echten” Seminar. Wir freuen uns immer am meisten, wenn auch die Gäste sichtbar sind und die Kamera anschalten, so dass ein direktes Feedback erkennbar ist. Für den Speaker ist dies sehr viel angenehmer, hat er doch so nicht mehr das Gefühl, gegen eine stille schwarze Wand zu reden.
     
  3. Teilnehmende brauchen Aufgaben.
    Einzel-, Paar- oder Gruppenaktivitäten sind die wichtigsten Werkzeuge, um ein Online-Seminar interaktiv zu gestalten. Die Breakout-Sessions, die unsere Crew über Zoom gesteuert hat, ermöglichten den Teilnehmenden, sich in Kleingruppen mit den spannenden Themen zu befassen und u.a. gemeinsam Fragen für ein Celebrity Interview zu formulieren (eine der 33 Liberating Structures à www.liberatingstructures.de). Für die Interaktionen wurden Mentimeter-Abfragen eingebaut (www.mentimeter.com). Im Backoffice wurde das Live-Ergebnis der Abfragen, die die Teilnehmenden am besten mit ihrem Smartphone (via eingeblendetem QR-Code oder über den Browser unter menti.com) aufrufen konnten, direkt in das Seminar übertragen. Dies sorgte zwischendurch für Abwechslung und jede Menge Gesprächsstoff. 

Wichtig: Man sollte sich stets der Relevanz der Interaktionen innerhalb einer Veranstaltung bewusst sein. Die Aktivitäten sollten wohl überlegt und dosiert eingesetzt werden. Interaktion nur ins Spiel zu bringen um “etwas zu tun", kann schnell nach hinten losgehen und bei den Teilnehmenden den Eindruck erwecken, dass sie ihre Zeit verschwenden.

Technik und Crew
In unserem Beispiel des “Corona Update Seminars” waren drei der Referenten bzw. Moderatoren bei uns in der Dresden International University zu Gast und haben über unser Logitech Group System und einen 65“ Monitor ihre Redebeiträge mit Bild und Ton in das ZOOM-Meeting übertragen.

Das System verfügt über eine tolle schwenkbare HD-Kamera mit 10-fach Zoom, ein Panel und eine Fernbedienung zur Programmierung von Kamerapositionen und ein integriertes Mikrofon mit klarer Klangwiedergabe und einer Reichweite von 6 Metern. Vier weitere Referenten haben sich digital zugeschaltet und über „Optionen“ die Steuerung der Präsentation übernommen.

Es ist von großem Vorteil, mindestens eine Person an Bord zu haben, die sich ausschließlich um die technische Seite kümmert und z.B. auch später dazustoßende Gäste aus dem Warteraum hereinlässt. Nur so können auch Einzelpersonen mit technischen Problemen unterstützt werden.

Ein “technischer” Moderator sollte ebenfalls zur Crew gehören. Dieser erläutert und steuert zum Beipiel die Interaktionen.

Planung: Online-Workshop-Management
Eine virtuelle Umgebung erfordert einen größeren Planungsaufwand als ein Workshop vor Ort, weil es einfach technisch gesehen so viele Dinge gibt, die schief gehen können: die Tools, der Ton, eine konstante Internetverbindung, Teilnehmer:innen, die nicht wissen, wie man sich einloggt etc.

Unterm Strich bedeutet das: es kann immer etwas passieren – wenn man aber die Ruhe bewahrt, kann man damit gut umgehen. Aus jedem “Fehler” lernt man. Es ist also wichtig, alles zu dokumentieren, was man beim nächsten Mal optimieren kann. Übung macht auch hier den Meister.
Nichtsdestotrotz sollte vorher mindestens ein Testlauf gestartet werden, in dem die Konferenz mitsamt der Vorträge und Aktivitäten simuliert wird. Hier wird entschieden, wann die Spotlights gesetzt, die Kamera auf welche Position geschwenkt, die Präsentationen eingeblendet und die Interaktionen gestartet bzw. beendet werden. Es sollte sichergestellt werden, dass die geplanten Interaktionen auch funktionieren. Und wenn doch etwas vergessen wird, hilft immer eine Nachricht im privaten Chat direkt an die Crew.

Die kritischste Phase ist immer am Anfang, wenn alle Gäste in die Konferenz hineinkommen und bei dem ein oder anderen technisch etwas nicht gleich klappt. Laden Sie die Teilnehmer:innen daher immer etwas eher ein, so dass genügend Zeit für das “Ankommen” ist. Gleiches gilt, wenn Medien gewechselt werden sollen. Hier ist genügend Zeit einzuplanen, die Tools zu erklären oder ggf. mit einem geteilten Bildschirm auch zu zeigen, wie das jeweilige Tool funktioniert. Links dazu im Chat zu posten und darauf zu verweisen, ist immer eine gute Idee.

Fazit:
Thema finden, genauen Plan stricken, Technik testen und Ablauf simulieren und vor allem einfach mal machen!

Bei Fragen wenden Sie sich gern an Sandra Uhlemann, Digital Manager der DIU, Moderatorin des DIUtalk und Gründerin und Moderatorin der Liberating Structures User Group Dresden. 

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