Herr Prof. Lippmann, wir freuen uns sehr, dass wir Sie als Scientific Director des Studiengangs „Wasserstofftechnologie und -wirtschaft“ der Dresden International University gewinnen konnten. Können Sie uns einen Einblick zu Ihrer Motivation geben, diese Position zu begleiten, und wie Sie Ihr bisheriger Werdegang darauf vorbereitet hat?
Seit über dreißig Jahren arbeite ich zu Fragen des Einsatzes von Wasserstofftechnologien im Rahmen der Energiewende. Dabei konzentrieren wir uns zum einen auf Sicherheitsstrategien beim Einsatz von Wasserstoff im nichtindustriellen Umfeld und zum andern auf ausgewählte technische Neuerungen für Elektrolyseure. Für Letzteres nutzen wir spezielle Lasertechnologien, um die reaktiven Oberflächen von Elektrolyseuren so zu modifizieren, dass ihre Effektivität verbessert und ihre Lebensdauer verlängert wird. So unterschiedlich die beiden Themen auch klingen, sie haben beide ein Ziel: Wasserstoff preiswert, zuverlässig und sicher für die Volkswirtschaft zur Verfügung zu stellen. Beide Schwerpunkte setzen darüber hinaus voraus, dass man ein tieferes Verständnis für die Rolle des Wasserstoffs als Energiespeicher in einer künftigen, stromdominierten Welt entwickelt.
Ausgehend von diesen Arbeiten finde ich es hoch interessant, Wissen weiterzugeben und im Austausch mit den Studierenden aktuelle Fragestellungen zu diskutieren. Lehre ist im besten Sinne nicht nur eine Einbahnstraße, sondern ein kreativer Dialog. Dazu einen Beitrag leisten zu können finde ich faszinierend.
Der Masterstudiengang „Wasserstofftechnologie und -wirtschaft“ an der DIU ist einzigartig in seiner Ausrichtung und in Deutschland. Welche besonderen Herausforderungen und Chancen sehen Sie für den Studiengang und in der Lehre in diesem spezialisierten Bereich?
Der Masterstudiengang „Wasserstofftechnologie und -wirtschaft“ an der DIU ist so ausgerichtet, dass er vorrangig Menschen anspricht, die schon über berufliche Erfahrungen verfügen und jetzt ihr Fachwissen auf dem genannten Gebiet erweitern und vertiefen möchten. Aus den bisherigen Kursen wissen wir, dass die Studierenden sehr unterschiedliche Fachkenntnisse und Berufserfahrungen mitbringen. Das ist sicherlich eine Herausforderung, da wir natürlich sicherstellen wollen, dass die angebotenen Vorlesungen, Seminare und Praktika für alle durchweg interessant und lehrreich sind. Wir haben deshalb die angebotenen Lehrinhalte so konzipiert, dass sowohl ein ausreichendes Basiswissen vermittelt wird als auch hoch interessante neueste Forschungsergebnisse auf anschauliche Weise dargeboten werden. Die Auswahl der Dozierenden wurde extra so gewählt, dass dies auch gelingt.
Andererseits ergibt sich aus der Unterschiedlichkeit der Studierenden auch die einmalige Chance, im offenen kreativen Gedankenaustausch von den Erfahrungen der anderen zu lernen. Die Studierenden sind aus unserer Sicht also auch Teil des Wissensaustausches selbst. Nur in dieser Kombination kann moderne Weiterbildung funktionieren.
Was letztendlich zählt, sind Absolvent:innen, die das Studium mit der Gewissheit beenden, dass sie etwas Nützliches gelernt haben und dass das Lernen ihnen auch noch Spaß gemacht hat.
Als Senior Scientist und nun auch als Scientific Director bringen Sie eine Fülle an Erfahrung mit. Wie planen Sie, diese Erfahrungen einzubringen, um das Programm für Wasserstofftechnologie und -wirtschaft weiterzuentwickeln und zu stärken?
Weiterentwickeln heißt ja immer, man baut auf das Vorhandene, Erprobte und Bewährte auf. Was gut war, soll auch so bleiben. Dazu zählt der erprobte Mix aus Vorlesungen, Seminaren, Praktika und Exkursionen. Dazu zählt auch, dass wir Dozierende gewinnen konnten, die sehr unterschiedliche berufliche Hintergründe mitbringen, und nicht zuletzt zählt dazu auch eine ausgewogene Mischung aus Präsenz- und Online-Lehre. Letzteres auch, um den Studierenden ein zeitlich optimal zu organisierendes Studium zu ermöglichen.
Was wollen wir verbessern? Wir arbeiten gerade daran, die Lehrinhalte der einzelnen Module noch besser aufeinander abzustimmen, Dopplungen zu reduzieren und den Praxisbezug zu stärken. Immer unter dem Aspekt, dass wir wissen, dass Zeit, gerade im Bereich der Weiterbildung, ein wertvolles Gut ist und dass das Gelernte schnell im Beruf zielbringend eingebracht werden muss.
Wasserstofftechnologie gewinnt zunehmend an Bedeutung in der Energiewirtschaft und als Sekundärenergieträger. Welche Rolle sehen Sie für den Studiengang „Wasserstofftechnologie und -wirtschaft“ dabei, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene?
Wir sind überzeugt, dass ohne grünen Wasserstoff als Energieträger und als Rohstoff für die Industrie die angedachte Energiewende sowohl national als auch international nicht gelingen kann. Das heißt aber auch, dass in zunehmendem Maße Fachkräfte erforderlich sind, die diese Technologie in ihrer Gesamtheit verstehen und in ihren jeweiligen Arbeitsgebieten auch mit hoher Fachkompetenz zum Einsatz bringen können. Unser Weiterbildungsangebot soll zielgenau das Wissen vermitteln, das jetzige und künftige Fachkräfte brauchen, um in ihren Firmen die strukturellen Änderungen, die mit der Einführung der Wasserstofftechnologie verbunden sind, zu meistern.
Die Dresden International University legt Wert auf praxisnahe Ausbildung. Wie möchten Sie sicherstellen, dass die Studierenden des Studiengangs „Wasserstofftechnologie und -wirtschaft“ nicht nur theoretisches Wissen erlangen, sondern auch praktische Erfahrungen sammeln können, die sie auf ihre zukünftige Karriere vorbereiten?
Unter praxisnah verstehe ich, dass unsere Absolvent:innen, egal wo sie anschließend im Bereich der Wasserstofftechnologie arbeiten, grundsätzliche Kenntnisse besitzen, die es ihnen ermöglichen, die Besonderheiten des Einsatzes von Wasserstoff zu verstehen. Dazu ist ein ausgewogenes Maß an fachlichen Grundkenntnissen erforderlich. Ohne dieses wird es nicht gehen. Praxisnah heißt aber auch, dass darüber hinaus Problemfälle und Lösungsstrategien diskutiert werden, mit denen die Absolvent:innen aktuell und künftig in der realen Welt der Wasserstoffanwendung konfrontiert werden. Hier wollen wir, wieder aus der Erfahrung früherer Kurse, den Anteil offener Diskussionen im Studium zu virtuellen Szenarien und realen Problemfällen erhöhen. Dabei wollen wir gewissermaßen als gemeinsames Team Problemlösungsstrategien entwickeln, diese im Disput erproben und so ein hohes Maß an fachlicher, praxisorientierter Kompetenz erreichen. Unsere Dozierenden aus der Praxis sind hier natürlich die privilegierten Diskussionspartner: innen. Um die Praxisrelevanz der diskutierten Themen hervorzuheben, soll es weiterhin spannende Exkursionen zu interessanten Firmen aus der Branche geben, wo dann natürlich auch alle Fragen vor Ort angesprochen werden können.
Willkommen im Team der DIU, Herr Professor Lippmann. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Ihnen.
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