Prof. Dr. Seifert als neuer Scientific Director will Praxisnähe und internationalen Fokus ausbauen

13. Mai 2025

Wie bereitet man Fachkräfte gezielt auf die Wasserstoffwirtschaft vor? Prof. Dr. Joachim Seifert, neuer Scientific Director des Studiengangs „Wasserstofftechnologie und -wirtschaft (M.Sc.)“, setzt auf Praxis- und, Industrienähe sowie internationale Kooperationen.

Herr Prof. Dr. Seifert, wir freuen uns sehr, dass wir Sie für die DIU gewinnen konnten! Können Sie uns einen Einblick zu Ihrer Motivation geben, Ihre neue Position zu bekleiden, und wie Sie Ihr bisheriger Werdegang darauf vorbereitet hat?

Zunächst herzlichen Dank für die Möglichkeit zum Interview. Die Gastechnik liegt mir seit Jahren in besonderer Weise am Herzen. In meiner beruflichen Tätigkeit durfte ich mit vielen Firmen in dieser Branche zusammenarbeiten. Besonders hervorheben möchte ich die Unternehmen VNG und EWE mit denen mich eine intensive Forschungskooperation in den zurückliegenden Jahren verbindet. Themen der Integration von erneuerbaren Energien unter besonderer Berücksichtigung der Erdgas- und Wasserstofftechnik waren und sind hier von Bedeutung. In der Lehre begleite ich seit Jahren die Vorlesungsreihe „Gastechnik“ an der TU Dresden. Hier hatte ich die Möglichkeit das Buch „Repetitorium der Gastechnik“ zu verfassen. International führten mich meine beruflichen Stationen ebenfalls an verschiedene Orte. Besonders erwähnenswert sind die Kooperationen mit der Hong Kong University, der Universität Padua und der Universität Kopenhagen. Insofern freue ich mich meine Sichtweisen und Erfahrungen dem Studiengang zur Verfügung stellen zu dürfen.

Welche besonderen Herausforderungen und Chancen sehen Sie für den Studiengang und die Lehre in diesem speziellen Bereich?

Die Wasserstofftechnik ist besonders in Deutschland kein “Selbstläufer”, sondern muss in die nationale/ europäische Strategie der Energieversorgung eingebunden sein. Aktuell sehen wir ein großes Potential der Wasserstofftechnik in der Industrie sowie bei der kommunalen Wärmeversorgung. Betrachtet man sich die Transformationspläne der großen Kommunen in Deutschland (> 100.000 Einwohner) die bis 06/2026 Transformationsstrategien ausarbeiten müssen, so ist in fast allen Ansätzen die Wasserstofftechnik vertreten. Der Studiengang sollte diese Entwicklung stärker mit integrieren und eine Möglichkeit zur Qualifizierung von Mitarbeitern dieser Unternehmen schaffen. Wesentlich neben den grundlegenden Lehrinhalten zur Wasserstofftechnologie finde ich ebenfalls die Einbindung in ein energetisches Gesamtsystem. Hier sind Fragestellungen der Datenerfassung, Datenverarbeitung und optimierten Betriebsweise der Anlagen zu adressieren.

Für die Studierenden möchten wir die aktuellen Lehrinhalte nochmals sichten und auftretende Redundanzen überprüfen. Weiterhin ist geplant, Formate der einfachen Studierbarkeit zu prüfen. 

Wesentlich sehe ich auch eine Initiative, den Studiengang internationaler aufzustellen. Wir werden Anstrengungen unternehmen, zunächst die DACH-Regionen stärker in den Fokus zu nehmen. Inwieweit es uns gelingt, eine vollständige Internationalisierung zu realisieren (d.h. den Studiengang auch in englischer Sprache anzubieten), werden die kommenden Monate zeigen.

Sie bringen eine Fülle an Erfahrung mit. Wie planen Sie, diese Erfahrungen einzubringen, um unser Programm weiterzuentwickeln und zu stärken?

Um den Wasserstoffstudiengang weiterzuentwickeln und praxisnahe Lehrinhalte zu vermitteln, halte ich eine enge Kooperation mit der Industrie und energetischen Versorgungsunternehmen für unerlässlich. Wir haben seit April schon begonnen Kontakt zu großen Verbänden der Branche aufzunehmen. Genannt seien hier die AGFW sowie der DVGW. Wir wollen diese und weitere Partner als Premiumpartner für den Studiengang gewinnen. Zusätzlich laufen derzeit schon weitere Gespräche mit verschiedenen Energieversorgungsunternehmen. Ziel ist es hier ebenfalls Partnerschaften zu realisieren und Fragestellung der Praxis direkt in den Studiengang zu integrieren. Sie sehen, dass uns die praxisnahe Ausrichtung des Studienganges sehr am Herzen liegt. Auf der Seite unserer exzellenten Vortragenden werden wir weitere Akquise betreiben, um die Lehrinhalte noch klarer und zielführender anzubieten.

Wasserstofftechnologie gewinnt zunehmend an Bedeutung in der Energiewirtschaft und als Sekundärenergieträger. Welche Rolle geben Sie hierbei unserem Masterstudiengang, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene?

Wie schon angedeutet, sehe ich den Wasserstoffstudiengang der DIU als ein wesentliches Bauelement die Transformation hin zu einer emissionsarmen (emissionsfreien) Energieversorgung. Sicherlich wird der Studiengang nicht grundlegend Studiengänge an anderen universitären Einrichtungen ersetzen können. Vielmehr sehe ich den Studiengang als Chance für in der Praxis tätige Personen sich im Fachgebiet weiterzubilden und einen hohen praktischen Anteil an Erkenntnissen für die eigene Arbeit zu gewinnen. Dies spiegelt sich schon jetzt durch die vielen Referenten wider, die in den Einzelvorlesungen immer wieder intensiv Praxisbeispiele mit den Studierenden besprechen. Dies zeichnet den Studiengang aus und wird von uns weiter forciert werden.

Die DIU legt großen Wert auf exzellente, praxisnahe Ausbildung. Wie möchten Sie sicherstellen, dass die Studierenden nicht nur theoretisches Wissen erlangen, sondern auch praktische Erfahrungen sammeln und ihr persönliches Netzwerk ausbauen können, um auf ihre zukünftigen Aufgaben bestens vorbereitet zu sein?

Der Studiengang ist aktuell schon mit einem hohen praktischen Teil angelegt. Hierzu konnten schon in der Vergangenheit universitäre Einrichtungen sowie Forschungseinrichtungen und Industrieunternehmen gewonnen werden. Dies gilt es zu bewahren und auszubauen. Besonders die Kooperation mit den Kollegen der TU Chemnitz soll zukünftig noch ausgebaut werden. Praktika und Exkursionen stehen hier im Mittelpunkt. Weiterhin wollen wir in der Mitteldeutschen Region den Schulterschluss zur ONTRAS vertiefen, die Wasserstoffnetze schon betriebt. Wir verstehen die Angebote des Studiengangs als dynamische Systeme, die wir immer wieder durch neue Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Praxis anreichern werden.     

Lieber Prof. Dr. Seifert, vielen Dank für das Gespräch!

Zum Studiengang: Wasserstofftechnologie und -wirtschaft (M.Sc.)

Wasserstofftechnologie und -wirtschaft (M.Sc.) Scientific Director Prof. Dr. Joachim Seifert