Die wissenschaftlichen Leiter des Studiengangs sind Prof. Dr.-Ing. habil. DEng. Dr. h.c. mult. Hans Müller-Steinhagen, ehemaliger Rektor der TU Dresden und seit Herbst 2020 Präsident der DIU und Prof. Dr.-Ing. habil. Antonio Hurtado, Inhaber der Professur für Wasserstoff- und Kernenergietechnik an der TU Dresden. Prof. Hurtado erläutert im folgenden Interview in der TU Beilage der Sächsischen Zeitung die Vorgehensweise im Studiengang und dessen Mehrwert für die Region.
Weshalb legt die Dresden International University ihren Fokus auf das Thema Wasserstofftechnik?
Prof. Hurtado: Der Sekundärenergieträger Wasserstoff gewinnt im Hinblick auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit national wie auch international zunehmend an Bedeutung. Zahlreiche Lehr- und Forschungsschwerpunkte wie die Wasserstoffverflüssigung, die Wasserstoffverbrennung, die Optimierung des Speicherpfads, die Entwicklung von wasserstoffbasierten Kraftwerken mit Hybridcharakter, die Weiterentwicklung und Funktionalisierung von Materialien (z. B. Leichtbauwerkstoffe für die Mobilität, verbesserte Elektroden für die Wasserstofferzeugung), die Durchführung von ganzheitlichen Systemanalysen etc. gehören á priori zur Entwicklung von wasserstoffbasierten Energiesystemen. Die Energiemodellregion Lausitz ist für sukzessive Implementierung derartiger Systeme prädestiniert, verbunden mit einer wissenschaftlich-technischen und gesellschaftlichen Strahlkraft, der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen sowie der Aus- und Weiterbildung entsprechender Fachkräfte auf diesem Gebiet. Es ist das Selbstverständnis der DIU gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und mit exzellenten Ausbildungsprogrammen zur nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Der geplante Master-Studiengang Wasserstoffmanagement ist ein Paradebeispiel dafür.
Was macht den neuen Studiengang so einzigartig?
Prof. Hurtado: Der Masterstudiengang verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und trägt dazu bei, dass Absolventinnen und Absolventen sowohl mit Fach- als auch mit Managementkompetenz auf dem Gebiet von wasserstoffbasierten Energiesystemen ausgebildet werden. Beispielhaft seien hier einige Studieninhalte genannt:
- Energietechnische und energiewirtschaftliche Rahmenbedingungen zur nachhaltigen Reduktion von Kohlendioxid-Emissionen
- Derzeitige und zukünftige Rolle des Sekundärenergieträgers Wasserstoff insbesondere innerhalb der Energiesektoren Industrie, Haushalte und Verkehr
- Technologien zur Herstellung von Wasserstoff (Hochtemperatur-Elektrolyse, alkalische Elektrolyse)
- Technische Aspekte beim Transport (flüssig oder gasförmig) sowie bei der Speicherung (Metallstrukturen, Tanks, Kavernen etc.) und Risikopotenziale aus sicherheitstechnischer Sicht
- Sicherheitsaspekte, Akzeptanz und werkstofftechnische Herausforderungen
Ein Systemverständnis für den Gesamtprozess mit Hilfe von Stoffstrom- und Risikoanalysen, Ökobilanzierung, Input/Output-Analysen ist dabei unerlässlich. Als akademischer Bildungsweg ergänzend zur Hochschulausbildung erweitert der Studiengang die wissenschaftliche und praxisorientierte Perspektive der Studierenden. Zur Vermittlung oben dargestellter Kompetenzen und Kenntnisse clustert sich der Masterstudiengang in allgemeine Grundlagenmodule, technologische Module sowie Praxistransfermodule. Der Studiengang bildet eine herausragende Voraussetzung zur beruflichen Weiterentwicklung in der energietechnischen Branche. Zweifelsfrei kann die Masterarbeit in Kooperation mit Einrichtungen der Wirtschaft und Industrie durchgeführt werden.
Was bringt der Studiengang der Region sowie der nachhaltigen Entwicklung als Wirtschaftsstandort?
Prof. Hurtado: Mit der sukzessiven Etablierung einer Wasserstoffwirtschaft wird das Ziel der Einführung einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft verfolgt, um einen wesentlichen Beitrag zur ganzheitlichen Entkarbonisierung aller Energiesektoren zu leisten. Diese Aktivitäten orientieren sich direkt an den Erfordernissen des Strukturwandels im Lausitzer Revier. Der gesellschaftliche Dialog basierend auf einer detaillierten Technikfolgenabschätzung ist dazu unabdingbar. Absolventinnen und Absolventen der DIU werden im regionalen, nationalen sowie internationalen Kontext zum Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur beitragen und Botschafter:innen beim Aufbau von praxisnahen Netzwerken sowie beim direkten Transfer der erworbenen Kenntnisse im Hinblick auf eine nachhaltige Energieversorgung sein.