„Ihr habt in der Familie schon einen Nachfolger für das Unternehmen? Dann ist doch alles geritzt, das ist doch jetzt ein Selbstläufer!“ Wenn man neu in die Thematik einsteigt, denkt man oft so. Dann konzentriert man sich bei Fragen der Unternehmensnachfolge vor allem auf die „hard skills“ in Form von Betriebswirtschaft oder Steuerrecht.
Dass Soft Skills auch heute noch unterschätzt werden und dies massive wirtschaftliche Folgen hat, berichtete die Bildungswissenschaftlerin PD Dr. Daniela Sauer beim Themenabend am 2. März.
Etwa 25 Personen folgten der Einladung. Die Zusammensetzung der Runde war sehr stimmig: Neben Kommunikationspsycholog:innen aus unserer Studiengangs-Community und Vertreter:innen der IHK Dresden gab es viele Unternehmer:innen, die der Einladung folgten. Sie erlebten zwei spannende Stunden mit viel Information und Austausch.
Die Bildungswissenschaftlerin und Geschäftsführerin Daniela Sauer vom Institut für Nachfolge und Entwicklung stellte zunächst ihren eigenen Werdegang vor. Sie ist seit über 20 Jahren eine ausgewiesene Expertin für Kommunikation und Erwartungsmanagement in komplexen Mehrgenerationen-Settings. Ihr einstündiger Vortrag war sehr aufschlussreich und informativ.
Zunächst stellte sie die drei grundlegenden Schwierigkeiten dar:
- Übergänge sind schwierig.
- Die Planung beginnt oft zu spät.
- Es fehlt oft an nachhaltiger Dialogkompetenz.
Aber was tun? Sie erläuterte, dass es zunächst wichtig sei, die Dynamiken und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten und Handlungsoptionen zu kennen. Über das Wissen kommt das Verstehen - ein zentraler Aspekt. Denn die Entdramatisierung von Schwierigkeiten als normaler Bestandteil hilft weiter. Dann folgt der wichtigste Schritt: sich wichtige Kompetenzen anzueignen und damit neue Handlungsoptionen zu gewinnen.
Dr. Sauer hat in den letzten Jahren viele Toolboxen zu den Themen Werte, Dialogkompetenz, Rollenwechsel, Wissenstransfer, Konfliktmanagement, aktives Zuhören, Feedback geben und nehmen sowie Führung entwickelt. Denn dies sind die zentralen Themen, die zu den notwendigen Soft Skills führen, die für eine erfolgreiche Übergabe notwendig sind. Nicht zu vergessen, dass über allem die aktive Beziehungsgestaltung steht - d.h. Old und NextGen müssen sich aktiv Gesprächs- und Reflexionsräume schaffen, um bewusst, fokussiert und geschützt an den zentralen Themen weiterarbeiten zu können.
Im zweiten Teil der Veranstaltung fand ein reger Austausch statt: Zunächst berichtete eine HC-Studentin von ihren persönlichen Erfahrungen als NextGen im väterlichen Unternehmen. Frau Fischer von der Wirtschaftsförderung der IHK Dresden ist seit 10 Jahren als Beraterin in Übergabeprozessen tätig und berichtete von ihren Erfahrungen. Aber auch die OldGen kamen zu Wort - Unternehmer, die sich gerade erst mit dem Thema Übergabe beschäftigen oder den Prozess gerade erst angestoßen haben.
Wie wir seit dem Themenabend wissen, kann man nicht früh genug damit anfangen - denn eine erfolgreiche Übergabe kann bis zu 10 Jahre dauern. Wir danken allen Beteiligten für diesen informativen, aufschlussreichen, aber auch berührenden Themenabend.
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